[Filme] Mall - Wrong Time, Wrong Place


You are willing to die, you coward, but not to live.

Als Malcolm (James Frecheville) vor einigen Jahren seinen Job bei einem Anzuggeschäft im lokalen Einkaufszentrum verloren hat, geriet sein Leben aus der Bahn. Nun beschliesst Mal, sich zu rächen und die Mall so richtig aufzumischen.

Als Malcolm dort eintrifft, befinden sich noch andere Menschen im Einkaufszentrum. Unter anderem der junge Jeff (Cameron Monaghan) mit seiner Gang, eine frustrierte Hausfrau und Mals ehemaliger Arbeitsgeber. Für sie alle wird dieser Tag ihr Leben verändern...

Es war die schöne Steelbook-Ausgabe und der Name Chester Bennington, der uns dazu brachte, diesen Film mit nach Hause zu nehmen. Auch der Rückentext klang vielversprechend. Leider sieht das schlussendliche Fazit ganz anders aus.

Zur Verteidigung des Filmes lässt sich sagen, dass die Idee wirklich gut ist. Auch die Einführung der Figuren wäre eine originelle und kreative Sache gewesen. Wenn es nur nicht an der Umsetzung gehapert hätte. Und zwar mächtig!

Bei uns kam die Theorie auf, dass das gesamte Budget wahrscheinlich dafür drauf gegangen ist, "Liking Park" und Chester Bennington auf das Cover zu schreiben, sodass alles Andere darunter zu leiden hatte. Wer weiss, auf jeden Fall hätte man die Idee sehr viel besser verarbeiten können. Dann wäre ein spannender Film mit Hand und Fuss dabei herausgekommen.

Doch stattdessen haben wir ein Gemisch aus unglaubhaften Charakteren, dargestellten von durchschnittlich bis unterdurchschnittlichen Schauspielern und eine Handlung, die verwirrend ist und in die Länge gezogen. Das hätte alles nicht passieren müssen.

"Mall" möchte mit philosophisch/intellektuellem Touch überzeugen - finde ich gut. Blöd nur, dass man (vielleicht aufgrund des Linkin Park-Logos auf dem Cover) eine junge Zuschauergruppe ansprechen will und deshalb Teenager zu den Protagonisten erkürt hat. Es tut mir Leid, aber einem Jungchen, der kaum älter aussieht als 14 kaufe ich diese Parolen einfach nicht ab. Jeff wirkt wie einer dieser Möchtegerns, die Sätze nachlabern, die ihnen irgendein Rockstar eingetrichtert hat und sich dabei cool und tiefgründig fühlt. Ausserdem weiss der gute Junge nicht einmal, wer sein angebliches Lieblingsbuch geschrieben hat (Hesse, Hermann Hesse!).

Hätte man erwachsene Figuren verwendet, dann wäre alles glaubhafter gewesen. Ein Held, der schon einiges erlebt hat, der eine Geschichte hat, der geliebt und verloren hat, vielleicht die Welt bereist und trotzdem nur die Einsamkeit gefunden hat. Stattdessen haben wir einen pubertären Naseweis, von dem man uns weis machen will, dass er aufs College geht.

Der Rest seiner Crew bestätigt jedes weitere Vorurteil, das man gegenüber Teenagern nur haben kann. Sie sind laut, oberflächlich, auf Drogen, selbstsüchtig, egoistisch... Dass sich einer davon Beckett nennt, ist ein Schlag ins Gesicht eines jeden Literaturliebhabers, genauso wie die Verballhornung des "Steppenwolfs" durch obig genannten Jeff.

Dazwischen sterben ein paar Polizisten, doch das scheint nicht weiter wichtig zu sein. Aber irgendwo muss ja ein wenig Blut spritzen. Währenddessen gehen unsere Helden ohne Weiteres im besetzten Kaufhaus ein und aus und niemand scheint das zu kümmern.

Hier kommt die eher hilflos eingearbeitete Traum-Realität-Dissonanz zum Einsatz. An einigen Stellen überlappen sich Traum und Wirklichkeit, aufgrund des Drogeneinflusses. Grundsätzlich mag ich solche Szenen, aber man muss in der Lage sein, sie richtig einzusetzen. Dies ist hier nicht der Fall. Es ist eher lächerlich, wenn drei Pornodarsteller aus dem Fernseher klettern und sich mit Jeff aufs Bett legen.

Wie gesagt - hätte man etwas mehr Zeit und Mühe in das Drehbuch und die Wahl der Schauspieler gelegt (India Menuez sieht während des gesamten Films so aus, als würde sie demnächst einschlafen), dann wäre es was geworden. Stattdessen hat man eine solide Idee in den Sand gesetzt. Das macht auch die Musik nicht wieder wett, die in der Tat nicht wirklich erwähnenswert ist.

Genauso wie dieser Film nicht wirklich erwähnenswert ist.

Bechdel-Test: nicht bestanden
Hätte ich auch nicht erwartet.

Lieblingsszene: keine


Produktionsland: USA
Originalsprache: Englisch
Originaltitel: Mall - Wrong Time, Wrong Place
Regisseur: Joseph Hahn
Label: Splendid
Laufzeit: 88 Minuten
FSK: ab 16
Erscheinungstermin: 31.10.2014

7 Kommentare :

  1. Deine Rezi finde ich äußerst schade. Ich selbst wollte mir den Film noch ansehen, und zwar wegen der für mich gelungenen Kombination von Trailer und, bei mir, Schauspieler Vincent D'Onofrio.

    Ansehen werde ich ihn mir dennoch eines Tages mal. ;-)

    LG
    Stephan

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